Bonn, 9. Juni 2024 – Am Sonntag Morgen um 8:00 Uhr fiel der Startschuss für den beliebtesten Radmarathon im Rheinland. Die anspruchsvolle Strecke, die traditionell von Bonn nach Eupen und zurück nach Bonn führt, musste dieses Jahr aufgrund der Wahlen in Belgien angepasst werden. Der Wendepunkt wurde nach Lammersdorf verlegt, was die Strecke auf „nur“ 204 Kilometer und 1800 Höhenmeter reduzierte.

Neun Fahrer des Erkelenzer Radsportclubs (ERC) nahmen an diesem prestigeträchtigen Event teil: Jörg Pferdmenges, Richard Weitz, Jan Ohlenforst, Mirko Steckel, Frank Halemba, Marcel Phlippen, Christian Drappatz, Dieter Tetz und Jens Knippenberg. Die Fahrzeiten der ERC-Fahrer lagen zwischen beeindruckenden 5:56 und 6:41 Stunden.

Ein besonderes Highlight war die herausragende Leistung eines ERC-Radsportlers, der trotz eines Sturzes mit leichten Verletzungen und nur zwei funktionierenden Gängen noch 140 Kilometer durch die Eifel fuhr. Diese bemerkenswerte Ausdauer und Entschlossenheit wurde von vielen bewundert und zeigt den wahren Geist des Radsports.

Die Veranstaltung verlief dank der hervorragenden Organisation und der Unterstützung zahlreicher freiwilliger Helfer entlang der Strecke reibungslos und ohne größere Zwischenfälle. Die Teilnehmer und Zuschauer genossen den Tag und die einzigartige Atmosphäre des Marathons.

Der Erkelenzer Radsportclub bedankt sich bei allen Beteiligten und freut sich auf die kommenden Herausforderungen.

Nachdem die Durchführung unserer Vereinsfahrt 2020 durch die vorherrschende Pandemie bereits in Gefahr war, konnten wir unter Einhaltung von strengen Abläufen und der Berücksichtigung der Hygienevorschriften und -konzepte doch noch durchstarten. Unsere diesjährige Fahrt sollte uns erneut nach Valkenburg führen. Die Anreise erfolgte nach dem Treffen in Erkelenz und der Verladung des leichten Reisegepäck in unseren Materialwagen in drei Gruppen mit je unterschiedlich langer Anreisestrecke. Den Materialwagen haben wir dieses Jahr freundlicherweise vom ansässigen Autohaus Bonsels & Weitz gestellt bekommen. Der Dank für die Organisation des Gefährt gebührt unserer lieben Martina die uns im Vorstand immer wieder bei wichtigen Dingen großartig zuarbeitet. ...ja, dass ist die nette Frau, die auch die Vereinsbekleidung verwaltet. ;-) Alle drei Routen führte über das Frühstück an der Maas bis zum Hotel in Valkenburg und bis auf einen kleineren Zwischenfall sind alle planmäßig, gesund und unbeschadet angekommen.

Vom Hotel aus ging es dann für die, die noch nicht entspannen wollten nochmal auf eine Runde durch das schöne, leicht profilierte Mergeland. Die stärksten Sportler legten vor dem Abendessen nochmal eine rund 100km lange Tour auf den Asphalt, während eine zweite Gruppe sich mit einer genüsslichen 40km Fahrt begnügte. Bei so vielen Kilometern durch die Niederlande und auch Belgien blieben natürlich Platte nicht ganz aus und so wurde hier und da auch mal ein Schlauch getauscht. Die Fahrer der langen Strecke bekamen zudem auch ihren kühlenden Regen auf der Tour durch Belgien. Zum Abend waren dann alle zufrieden an kleinen 4er Tischen beim Abendessen im Hotel wieder beisammen. Der Abend konnte im Freien ausklingen und es wurden verschiedene Wege zur Vorbereitung auf die anstehende Rückreise beschritten.

 

Die Abreise vom Hotel verzögerte sich leider auf Grund von personellen Engpässen. Die Hotelführung schien von der Anzahl der Gäste etwas überrascht und so warteten einige Leute länger als 90 Minuten auf ein einfaches, kleines Frühstück. Um 11 Uhr ging es dann dennoch wieder zurück. Wie auch auf dem Hinweg, gab es für den Rückweg drei Gruppen mit drei verschieden-langen Strecken. Das Ziel war wie in jedem Jahr unsere Schutzhütte. Dort wartete Heinrich, unser zuverlässiger Gepäcklogistiker, mit Nadja zusammen bereits auf die verschiedenen Gruppen und gab den Sportlern ihre Taschen wieder. Die Sportler der längsten Rückreise haben auch diesmal die Gelegenheit nicht ausgelassen einige Gewitterwolken zu verfolgen und sich nochmal kräftig duschen zu lassen. Alle anderen sind trocken durchgekommen.

Unterm Strich: Trotz der leicht depressiven Corona-Grundstimmung war unsere Vereinsfahrt ein voller Erfolg. Ein Dank geht nochmal an alle, die zur Durchführung beigetragen haben und natürlich auch an alle die, die sich dieser Zeiten unter Einhaltung der Regeln gut vergnügt und herausgefordert gefühlt haben. Ein Silberstreif am Horizont der Pandemie. Wir bleiben dran!

Bleibt ihr gesund und bleibt auch dran, natürlich!
Der Vorstand des Erkelenzer Radsport Club

Nachdem ich im Juni Landesmeister geworden bin wollte ich natürlich bei der WM auch aufs Treppchen kommen. Spoiler: Aber leider hat es mit Platz 5 nicht ganz gereicht.

Hier der ausführlichere Bericht dazu:

Von der Landesmeisterschaft bis zur WM, hab ich ein spezielles Programm gefahren um am Tag genau in Höchstform zu sein. Nach meinem Gefühl und den Wattwerten war das auch so. Ich hab mich gequält und regeneriert, gequält und regeneriert, ... - Meine Hausaufgaben waren gemacht und ich war überzeugt, dass es am Tag des Wettkampfes auch klappt.

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Wieviel Pfeile muss man eigentlich im Kopf haben, um auf die Idee zu kommen, 95 Mal ne häßliche Abraumhalde hinaufzufahren, um 10.000 Höhenmeter zu erreichen??? Ehrlich gesagt ich weiß es nicht, aber gemacht habe ich den Irrsinn trotzdem.
Bevor man mich aber jetzt nach Gangelt oder ins Alexianer Krankenhaus in Neuss zu den Napoleons und Elvis Presleys wegsperrt, hier ein Erklärungsversuch;)
Anno 2010 absolvierte ich am Nürburgring meine zweite und erfolgreichste 24-Stunden-Rad-am-Ring-Solo-Tour. Nach ganzen 16 Runden über die naja „leicht hügelige“ Strecke standen 8840 Höhenmeter zu Buche. Damals beschlich mich bereits der abstruse Gedanke, dass da noch mehr geht. 10.000 Höhenmeter sollten doch locker zu schaffen sein. Die kühne Schnapsidee im Zieleinlauf-Delirium hätte ich damals am besten mal in die Tonne gehauen. 10 Jahre hat der Kokolores gedauert, bis ich endlich diese Marke knacken konnte. Hätte ich das vorher gewußt………….

Da soll es also jetzt 95 Mal rauf gehen?!?Mein „Basislager“ am Neuenhausener Friedhof

Nun ja, der Gedanke war da. Dann musste man sich mit ihm auch befassen. Bis einschließlich 2015 hatte ich jedoch nicht ernsthaft versucht, die Mondmarke anzugehen. Vermutlich die letzten Reste von Vernunft in mir oder was auch immer! Bis dahin war alles mehr oder weniger Vorbereitung auf den Ernstfall, wenn man die brettharten Rennen, wie z.B. Endura-Alpentraum (6200hm), La Marmotte Alps (5100hm) und Schwarzwald Super (6500hm) so nennen will;) Dann ging aber alles Schlag auf Schlag. Beispiele?

2016 4*Mont Ventoux an einem Tag (6100hm / ein schmerzender Bänderriss vom Polizeieinsatztraining sechs Wochen zuvor verhinderte mehr. Toll! Aber Hauptsache ich kann Hans Wurst mit nem Armdrehhebel zu Boden bringen)

2017 Tour du Mont Blanc (8100hm / 330km juckelte ich mit nem defekten Rad über 7 Alpenpässe, da hatte ich im Ziel den Kaffee auf)

2018 Pässetour bei Andermatt (6300hm / Magen-Darm während der Tour, Details lass ich aus)

2019 Le Tour de Stations (7400hm / 6 Stunden Regen mit Gewitter brachten nicht nur mich an meine Grenzen; mein Höhenmetermesser hatte offenbar Fieber und zeigte kilometerlang bei 9% Steigung Gefälle an. Somit konnte ich mir die Höhenmeterwerte der Tour getrost in die Haare schmieren)

2020 Pässetour bei Andermatt (5700hm / der zweite Versuch rund um Andermatt war eigentlich schon Geschichte, nachdem ich 5 Tage vorher ne Thrombose in der rechten Wade diagnostiziert bekam; Klasse! Versucht hatte ich es nach Rücksprache mit dem Arzt trotzdem. Wenngleich die Abfahrten im Schneckentempo erfolgten, da ich alles durfte außer stürzen.)

Wer jetzt mitgezählt hat kommt auf 5 Versuche, wo irgendwas, irgendwann, irgendwo, irgendwie nicht funktioniert oder nicht gepasst hat. Jedes mal 8 Stunden euphorisch hin zur Kontinentalfalte namens Alpen und gefrustet wieder zurück. Irgendwann geht das einem gehörig auf den Sack.

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Berge Fahren bis der Arzt kommt! So in etwa kann man den dieses Jahr zum zweiten Mal ausgetragene TOUR DES STATIONS ULTRAFONDO beschreiben. Eine Handvoll Schweizer Eidgenossen aus dem Kanton Wallis haben sich offenbar vor über zwei Jahren zusammengesetzt und darüber gegrübelt, wie man bergverrückten Rennradfahrer am besten den Gar ausmachen kann. Die Antwort war leicht: mit unglaublich vielen Höhenmetern! Aber um die Sache noch „interessanter“ zu gestalten, dampfte man das Ganze dann noch auf weniger Streckenkilometer ein. Auf eine normale Radmarathondistanz von 225 Kilometern Länge haben es die fleißigen Uhrenbauer aus Mitteleuropa doch glatt geschafft, sagenhafte 7400 Höhenmetern zu packen. Da greift wirklich jede Bergauffahrt wie ein Zahnrad in die nächste. Einfach krank würde der ein oder andere sagen, aber für Bergziegen wie mich klingt das nach sowas ähnlichem wie Spaß:-) Also nix wie anmelden dachte ich mir!

Training für sowas wird überbewertet. Das Frühjahr, welches eigentlich zur Vorbereitung gedacht war, fiel aus verschiedensten Gründen sagen wir mal eher radarm aus. Beispiele? Auf Teneriffa sollte eigentlich der 2500 Meter hohe Teíde-Gipfel erklommen werden. Auf dem bergigen Eiland kannst du dir vom E-Bike, Rollator bis hin zum neuen Knie auch so ziemlich ALLES mieten, aber versuch da mal ein Rennrad zu finden. Auf der Rentnerinsel gibt’s sowas nicht. Meine geplante dritte Teilnahme an Lüttich-Bastogne-Lüttich wurde von der Sintflut davongeschwemmt. Die hätte ich höchstens in Badehose und Neopren fahren können.....usw. usw.! Job und Familie taten ihr Übriges, sodass meine Trainingskilometer sich eher für ne Radtour entlang des Rheins als über Alpenpässe geeignet hätten.

Auch Schlaf misst man eigentlich viel zu viel Bedeutung bei. Nervös und vielleicht das eine Red Bull zu viel intus hab ich die Ruhezeiten in den zwei Nächten vor dem Rennen einfach mal von insgesamt 16 Stunden auf 5 reduziert.

Somit stand ich nun am 10. August 2019 um 5:30 Uhr „durchtrainiert und ausgeschlafen“ quasi in Top-Zustand am Start. Ehrlich gesagt war ich jetzt schon reif für die Physio-Therapie im Ziel. Aber leider lagen noch ein paar Meter bis dahin. Pünktlich zum Startschuss sorgte dann Mutter Natur noch für ein bißchen Würze im Rennen. Hatte tagelang zuvor der glühende Ball am wolkenlosen Himmel das alpine Wetter bestimmt, brauchte unser Zentralgestirn nun offenbar eine Pause und machte Platz für Regen. Ehrlich jetzt?!? Die Laune war damit praktisch schon zum Start bereits nahe dem Gefrierpunkt. Die kommenden 6 Stunden sollte es gießen wie aus Kübeln. Bereits nach wenigen Kilometern fühlte ich mich wie ein Fisch im Wasser. Leider aber nicht sprichwörtlich, sondern Wortwörtlich. Mann, Mann………

Bei malerischem Blitz- und Donner-Getöse über mir ging es die ersten beiden Rampen mit je 10 Kilometern Steigung und je 900 Höhenmetern zu irgendwelchen Skiorten hinauf. Zumindest meine ich, dass es bergauf ging. Meinem Radnavi mit barometrischem Höhenmesser nach zu urteilen, fuhr ich nämlich angeblich 4% Gefälle bergab. Bergabfahren im Wiegetritt und kleinsten Gang……..Schon Krass die Schweiz, nicht nur andere Währung auch andere Physikgesetze haben die hier offenbar;)) Spätestens da hätte mich mal einer aus diesem Alptraum wecken sollen. Neben meiner Fitness war nun auch die Technik im Eimer :-(

Erwähnte ich, dass es außer dem Regen auch eigentlich nix zu sehen gab? Die Wolken hingen so tief, dass man praktisch pausenlos durch eine Nebelsuppe fuhr. Die Hinweise auf phantastische Aussichtpunkte am Wegesrand luden daher eher zum Schmunzeln oder heulen ein, je nachdem wie tief man mit seiner Laune schon gesunken war.

Eigentlich rasante Pass-Abfahrten im 70er Km/h-Bereich konnte ich getrost in die Tonne kloppen, wie man es neudeutsch so schön nennt. Ständig die Bremse voll am Anschlag fühlten sich die Talfahrten tempotechnisch eher wie ne lustige Bollerwagenfahrten an. Mehr als 30 Sachen waren nicht drin, ohne Kopf und Kragen oder gar sein Rennrad zu riskieren.

Durch die witterungsbedingte Rumeierei ging mächtig viel Zeit verloren. Die dritte Aufffahrt des Morgens führte hinauf zum mondänen und auch als Tour-de-France-Ziel bekannten Skiort Crans-Montana. In der potthäßlichen Betonwüste in Hanglage sollte nicht nur ein Drittel der Strecke und 2700 Höhenmeter absolviert sein, NEIN hier gab es auch das erste Zeitlimit einzuhalten. Die sickenasse, unter Dauerregen stehende Messstelle erreichte ich über eine Stunde später als eigentlich geplant, sodass ab da mir gefühlt ständig der Hauch des Besenwagens im Nacken lag.

Ohne großartige Pause ging es raus aus diesem Potpourri schweizer Bausünden direkt noch ein paar Hundert Meter höher zum gleichnamigen Col de Crans-Montana bevor es wieder hieß, im atemberaubenden Schneckentempo hinab ins Tal zu kriechen. Die nördliche Seite des Rhone-Tals war geschafft. Jetzt hieß es ab über den Fluss auf die südliche Tal-Seite zu wechseln. Glücklicherweise hatte das Wetter endlich Erbarmen mit den Radsportlern und es bahnte sich doch glatt ein aufreißender Himmel mit sowas wie Sonne an. Also Armlinge aus, Jacke aus und rauf auf den nächsten Berg, wenn er nun schon mal gerade da steht.

Die 10km Rampe mit 800 Höhenmeter hinauf nach Vercorin sollte mir nun endgültig zeigen wo die Reise hingeht oder eben nicht hingeht. Als ob das Wetter nicht schon genug Probleme gebracht hat, machten sich nun der Schlafmangel und mein Magen bemerkbar. Meine extra für das Rennen besorgte Profi-Flüssignahrung aus der Online-Apotheke stellte sich nach drei von 10 Flaschen zunehmend als ekelhaftes Gebräu heraus, welches sich hart an der Kotzgrenze bewegte und eher für Diäten geeignet gewesen wäre. Nach drei Flaschen trinkt man nämlich lieber gar nichts als noch eine Flasche mehr. Problematisch ist es nur, wenn man so ne „Diät“ mitten im Rennen beginnt. Der folgende Hungerast bremste meine ob des guten Wetters euphorische Auffahrt dann auch urplötzlich rapide aus. Bei der weiteren Auffahrt hätte ich problemlos einen Strauß Blumen am Wegesrand pflücken können. Zum einen weil man das bei 6 km/h Geschwindigkeit gut kann und zum anderen weil ich passenderweise vom einen Fahrbahnrand zum anderen taumelte. Das Zeitlimit in Vercorin erreichte ich im Zickzackkurs erst 55 Minuten vor der Cut-Off-Zeit. Sollte es kein Wundermittel am nächsten Radlerbuffet geben war hier schon klar, dass ich die kommenden Zeitschranken unmöglich einhalten konnte.

Was soll ich sagen. Das Wundermittel blieb aus. An der Verpflegungsstation gab’s nur Energieriegel in Panzerkeks-Format, welche nicht nur das Gebiss auf harte Proben stellten, sondern auch wie ne Tonne Blei im Magen die Auffahrten nicht gerade erleichterten. Drei kürzere 4km-Rampen und gefühlt 10 Hungeräste später erreichte ich platt wie ne Flunder und 5 Minuten vor dem Zeitlimit das Bergörtchen Heremence. Hier hatte ich zwar bereits Dreiviertel der Strecke und 5200 Höhenmeter hinter mir. Leider hatte ich aber auch alles andere hinter mir. Namentlich meine Fitness, meine sportlichen Ambitionen und nen Bullibus mit der Aufschrift „Fin de la Course“. Vom Besenwagen trennten mich damit praktisch nur noch 4 Radfahrer, die knapp hinter mir fuhren. Na Klasse!!!! Noch besser kam es, als alle hinter mir fahrenden das Radfahren plötzlich einstellten und die Fin-de-la-Course-Bulli-Karre plötzlich an MEINEM Hinterrad hing. Nach der freundlichen Frage des korpulenten Fahrers, ob ich nicht einsteigen wolle, hätte ich den Sumo-Ringer bzw. personifizierten Antisportler am liebsten aus seiner Karre gezerrt. Aber ich blieb Gentlemen und antwortete freundlich und nur ganz leicht sarkastisch, ob ich so aussehen würde als hätte ich seine Hilfe nötig?!? Demonstrativ entfernte ich dabei die Startnummer vom Lenker und steckte sie in meine Tasche.

Nachdem der Dicke sich mit seiner Werbekarre aus dem Staub gemacht hatte konnte ich endlich da weiter machen, wobei ich gestört wurde: die 19 Streckenkilometer und 1000 Höhenmeter zählende Auffahrt zum 2090 Meter hoch gelegenen Skiort Thyon 2000. Da ich jetzt außer Konkurrenz fuhr, radelte es sich plötzlich viel entspannter. Oben auf der Gipfelstation war man am Verpflegungspunkt auf alles Vorbereitet, nur nicht mehr auf mich;) Bereits in Abbruch- bzw. Aufbruchstimmung hatte man das Buffet offenbar auf das Wesentliche reduziert. Energiegels? Bananen? Überhaupt was essbares? Haben wir nicht mehr! Lächelten mich vier Schweizer mit glasigen Augen an…..Aber jede Menge ROTWEIN;)))) Klar, hätte ich mir bei deren Zustand denken können. Sei’s drum. Während sich die Vier herzlich darum kümmerte, meine Getränkeflaschen noch mit irgendwas sportlichem zu füllen, genehmigte ich mir einen Becher Vino Rosso.

Der letzte Anstieg war was für Rechenkünstler. Man nehme ein Schild mit der Aufschrift „20km bis zum Ziel“, welches irgendein Offizieller am Ort Thyon 2000 in den Boden gepflanzt hat. Davon subtrahiert man 10km garantierte Abfahrt von der zuvor genannten Gipfelstation ins Tal und noch einmal 5 Kilometer Abfahrt vom letzten Berg ins Ziel bei Verbier. Na? Wer jetzt mitgerechnet hat kommt in der Theorie nun auf nur noch 5 Kilometer Anstieg. In der Theorie. In der Realität musste man kein Fields-Preisträger (Mathematikgenie) sein, um am Fußes des letzten Anstieges mit vagem Blick in Richtung Gipfel abschätzen zu können, dass sich hier jemand mächtig verrechnet hatte. Ich hätte die Schnapsnasen in Thyon 2000 mal besser fragen sollen, wie lange die da schon den Rotwein ausschenken. Offensichtlich bereits lange vor der Streckenausschilderung. Die „5 km“ stellten sich als kräftezehrender 18 Kilometer langer Schweinehund heraus, der mir mit gut 1000 Höhenmeter noch einmal alles abverlangte. In fortgeschrittener Dämmerung erreichte ich fast auf allen Vieren die Passhöhe des Col de la Croix de Coer (2174 m).

Die Abfahrt zum Zielort nahm ich nur noch in Trance wahr. Aber der hellerleuchtete Skiort im Tal war ja nunmal nicht zu verfehlen. Überraschenderweise kam ich sogar noch fast pünktlich im Ziel an. Auch wenn ich aus der Wertung gefallen war und mir meine Urkunde höchstens selber malen kann, war die Zieleinfahrt nach 15:06 Stunden schon was Besonderes. Offenbar wird das absolute Schlusslicht, der Träger der roten Laterne statt des gelben Trikots genauso gefeiert wie der Sieger. Ich wurde von 4-5 Offiziellen umring, die es „crazy“ fanden, dass ich das Ding trotz teilweise bereits rückgebauter Beschilderung erfolgreich gefinished hatte!!! Man klatschte mit mir ab, ließ sich mit mir fotografieren und besorgte mir ne Wärmefolie. Und als Highlight kramte man sogar noch aus der Kiste eine Medaille für mich heraus, welche ich mir ihrer Meinung nach wohlweislich verdient hätte. Gut ein Drittel der Ultra-Fahrer hätten nämlich aufgegeben und das Ziel nicht erreicht.

Abschließend kann ich nur sagen, 225km und 7400 Höhenmeter sind schon eine verdammt geile Tour. Aber so nen Brocken werde ich nächstes Mal nur noch ausgeschlafen und mit vielleicht etwas besserem Wetter fahren. Mit einem 15er Schnitt kann man jedenfalls keinen Krieg gewinnen. Zumal ich nen Monat vorher noch das Testrennen mit 5400 Höhenmeter im 19,5er Schnitt geschafft hatte.

Bis dahin………Kette rechts und Bleib dran!!!!!!

Profil des „Le Tour de Stations Ultrafondo“

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